337 km

Oslo - Hønefoss- Nes - Hedalen - Fagernes- Beitostølen - Heidal - Sjoa

Ich denke, daß ich mir die Beschreibung der Strecke Richtung Kiel ersparen kann, die übrigens zu 75% im Regen stattfand. Mit der Prisesse Ragnhild ging es dann in 19 Stunden nach Oslo. Dort angekommen geht es ausgeschlafen und frisch gestärkt in die Berge. Nach 10 Minuten Autobahn und einer halben Stunde Kriechfahrt durch die Vororte von Oslo (Achtung, die Schilder mit dem roten Kreis und der schwarzen Zahl sind ernst gemeint!) ist man bereits in einer recht verworfenen Landschaft.

Wir hatten uns vorgenommen möglichst kleine Nebenstraßen zu fahren, wann immer es die Streckenführung zuläßt. In Nes verlassen wir also die E16 (die für Motorräder nicht Mautpflichtig ist) und fahren über die N243 Richtung Hedal. Vor Hedal fahren wir rechts Richtung Begndal den Berg hinauf.

Alle paar Kilometer treffen wir auf Weideroste, die Kühen, Ziegen und Schafen die Flucht vor ihrem Schicksal vereiteln sollen. Die glatten Eisenstangen quer über die Straße werden von den Tieren gemieden, da sie keinen Halt darauf finden. Bei Regen geht es unseren Pneus ähnlich; Vorsicht ist also geboten.

Wieder auf der E16, finden wir ein Plätzchen, um unsere, in Nes erstandenen einheimischen Spezialitäten zu verzehren. Davon jedoch später mehr.

Die platten Haare sind zu entschuldigen, ein Helm ist der natürliche Feind jeder Frisur.

Es geht weiter in Richtung Fagernes. Hier wird auf Grund des Durstes meiner Maurauder erstmals aufgetankt, da wir nicht genau wissen, ob sich in den nächsten paar Orten, die auf den 100 km Bergstrecke liegen, noch eine Tanke befindet.

Von hier aus geht es stetig bergauf. Schon nach wenigen Kilometern gehen uns die Bäume aus. Hinter Beitostølen, einem Skigebiet, hat es sich mit der Vegetation komplett erledigt. Skurile leicht grün schimmernde Felsformationen faszinieren mich. Über Funk erfahre ich, daß es Gegenden in Norwegen gibt, in denen diese Felsfärbung noch weit kräftiger ausgeprägt ist.

Nachdem wir in Fagernes bei 18°C in die Berge gefahren sind, müssen wir auf einem Schotterparkplatz erst einmal anhalten, um unsere Thermohosen auszupacken. Die 6°C beißen inzwischen an den Knien. Ich habe Badehose und Handtuch in meinen Tankrucksack gepackt, die Thermohose hatte ich nur mitgenommen, weil im letzen Moment ein Plätzchen frei geblieben war. Dies war die weiseste Entscheidung des Urlaubs.

Wir fahren weiter und finden bald 30 cm Schnee am Straßenrand. Es wird kälter und erste Flüche lasten auf meinen Sommerhandschuhen. Wir fahren jetzt östlich des Jotunheimen Nationalparks. Wo kein Schnee liegt, wird das grüngrau der Felsen nur durch das schwarz der Schmelzwasserseen unterbrochen.

Die schnurgerade Straße verwandelt sich auf einen Schlag in einen kurvenreichen Pfad und kündigt damit den Abstieg in schneearme Regionen an. Wir hatten vor, auf dem Campingplatz, an dem wir gerade vorbeifahren, zu übernachten. Dieser ist allerdings auf Grund der Kälte noch nicht in Betrieb, und so entscheiden wir uns weiter ins Tal zu fahren und die Nacht bei angenehmeren Temperaturen zu verbringen.

Wir begleiten jetzt einen Fluß, der in Norwegen das Zentrum des Raftingsportes darstellt. Es geht in langgezogenen Kurven ins Tal, bis wir in Sjoa ankommen, wo wir die Nacht am Ufer eines Wildwassers verbringen.